Es war einmal ein junger Prinz, der zog von zuhause aus, um die Welt zu erkunden. Frohen Mutes machte er sich auf den Weg, neugierig darüber, wohin es ihn bringen, welche Landstriche er erkunden und welche Menschen er treffen würde. Er nahm den Weg nach Osten und lief los. Er lief und lief, machte die ein oder andere kurze Pause und lief dann weiter. Jeden Abend bereitete er sich ein Lager zum Schlafen, früh am nächsten Morgen lief er weiter.
So vergingen Wochen, Monate und Jahre. Der Prinz lief immer weiter, aber er traf auf keine Menschenseele und auch auf keine interessanten Orte. Alles, was er sah, war eintönig und gleich. Manchmal dachte er sogar, er sei doch an eben dieser Stelle schon einmal vorbei gekommen, oder nicht?
Eines Tages bemerkte er, dass ihm jemand folgte. Am Abend meinte er, etwas in einiger Entfernung hocken zu sehen. Vorsichtig näherte er sich dieser Stelle. Plötzlich schreckte er zurück: Zwei furchterregende Augen blickten ihn an. Es war ein Drache! Der Prinz sprang auf und rannte davon.
„Was für ein Prinz ich bloß bin!“ rief er laut aus, „Angsthase wäre wohl das richtige Wort. Los jetzt, Prinz, zeig dich als wahrer Krieger, der du bist!“ So feuerte er sich lauthals an und rannte weiter, so schnell er konnte.
Außer Atem machte er endlich Halt und beugte sich vor, um nach Luft zu schnappen. Als er sich wieder aufrichtete, stand vor ihm der Drache. Der Prinz zog sein Schwert, bereit zum Kampf. Er schlug und kämpfte bis zur Erschöpfung, aber dem Drachen konnte er nicht beikommen. Der stand unüberwindlich fest vor ihm und starrte ihn an, mit glühenden Augen! Da begann das Schwert in des Prinzen Hand zu schmelzen, und als die Hitze zu groß wurde, ließ er es fallen. Nun stand der Prinz regungslos da, unfähig auch nur noch ein Körperteil zu bewegen. Er war wie zu Eis erstarrt.
Bilder von schönen Landschaften, die er noch nicht gesehen, die Geliebte, die er noch nicht gefunden, und seine Eltern, die er verlassen hatte, traten vor seine Augen. Da begann er zu weinen.
Heiße Tränen rannen ihm übers Gesicht, voller Schmerz über die verpassten Gelegenheiten und die Vergeblichkeit seines Lebens. Die Tränen aber schmolzen das Eis, das ihn umgab. Wasser lief in Strömen an ihm herab. Es sammelte sich zu seinen Füßen und wurde dort zu einem Bach, der schließlich gurgelnd davonfloss.
Da lächelte der Drache und nahm den Prinzen in seine Arme. Lange hielt er ihn fest. Als wieder Bewegung und Wärme in den Prinzen gekommen war, reichte der Drache ihm ein goldenes Schwert: „Dein Schwert hat der Hitze nicht standgehalten. Du brauchst ein neues Schwert. Nimm dieses hier! Es ist stark. Ich habe es selbst in meinem Feuer geschmiedet. Von diesem Tag an soll es dich überall hin begleiten und dich bei all deinen Vorhaben unterstützen.“
So geschah es, dass der Prinz sich doch noch all seine Herzenswünsche erfüllen konnte. Das Drachenschwert aber hielt er zeit seines Lebens voller Dankbarkeit in großen Ehren.
Mancher Drache entpuppt sich als wahrer Retter… Wie gut, dass er sich dem Prinz in den Weg gestellt hat. Wie lange müssen wir uns verfolgt fühlen, bevor wir beginnen innezuhalten? Vielen Dank für diese berührende Geschichte!